Montag, 1. November 2004
Von Urlaub und ... (II)

Urlaubsbildern und von alten Wunden und neuen Blockaden

Teil I ... Dafür drängt sich etwas anderes in den Vordergrund. Vielleicht ist sogar das die Ursache gewesen. Etwas, das jedes Jahr um die selbe Zeit auftritt. Nunmehr das dritte Mal auch noch in verschärfter Form. Vielleicht ahne ich gar nicht, wie tief das noch sitzt. Aber dies ist ein Grund, warum es sich in mir sträubt, die Urlaubsbilder weiter zu sichten. Wir sind seit drei Wochen zurück und ich hab erst die Bilder der ersten fünf Tage gesichtet. Ich trau mich an diesen einen Tag nicht ran.

Hoch will ich leben

Irgendwann im Laufe der Jahre hörte ich auf, mir meien Geburtstag zu einem besonderen Tag zu machen, denn ich merkte, dass ich die einzige war, die dies tat. Und das fand ich nicht in Ordnung. Schließlich heißt es "Hoch soll sie leben"! Es ist mein besonderer Tag. Ich bin der Ehrengast. Eine E-Mail bekam ich "Lassen Sie sich so richtig verwoehnen und geniessen Sie diesen besonderen Tag in vollen Zuegen." Aber es gibt halt Menschen, die solche Dinge wie Geburtstage anders sehen. Die vielleicht denken: "Wir fahren doch jedes Jahr dazu in' Urlaub. Reicht das nicht?" Oder auch "Wir kaufen uns doch eh alles, was wir brauchen, wozu dann Geschenke am Geburtstag?" Und "Wo soll ich im Urlaub Blumen herbekommen? Und wozu, wenn wir jede Nacht woanders sind?" Und dann tun gerade solche E-Mails besonders weh.

Nein, das reicht mir nicht! Und es tut weh! Es tut weh, wenn mein Geburtstag einfach ein Tag wie jeder andere (Urlaubstag) ist.
Ich will keine großen Geschenke! Ich verlange an diesem Tag nicht mehr als ein wenig Aufmerksamkeit. Ein bisschen gefeiert werden. Weil ich doch Geburtstag habe! Ich will keinen riesigen Blumenstrauß! Nein! Natürlich ist das Quatsch im Urlaub. Aber ein kleines Blümchen vom Wegesrand hätte es auch getan. Einfach eine Geste ... Und auch nach dem Urlaub, dann, wenn es wieder Sinn macht, würde ich mich über Blümchen freuen.
Denn etwas vergessen oder keine Möglichkeit haben ist das eine - aber es nachzuholen statt ins Wasser fallen zu lassen, ist das andere. Und ein einst vergessener Geburtstag wäre halb so schlimm und nicht zum jeden weiteren Geburtstag und Urlaub überschattenden Trauma geworden, wenn es Bemühungen zur Wiedergutmachung gegeben hätte.

Nein, ein so früh wie möglich am Tag ins Ohr gehauchtes "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" - wenn die Ohren vielleicht sogar noch fast schlafen und man kaum versteht, ob da was war - und dann den ganzen Tag nichts weiter reicht mir nicht! Nur kann ich leider nicht verlangen: "Würdest du mich bitte jetzt hoch leben lassen!" Geschenke kann man schlecht einfordern. Und so werd ich wohl auch nextes Jahr wieder mit gemischten Gefühlen in den Urlaub fahren. Mal sehen, ob mir bis dahin noch was einfällt.


Und es gibt einen weiteren Grund, warum es sich in mir sträubt, die Urlaubsbilder weiter zu sichten. Wir sind seit drei Wochen zurück und ich hab erst die ersten fünf Tage geschafft. Ich trau mich an diesen einen Tag nicht ran. Obwohl oder gerade weil er an sich ein ganz besonders schöner war, dessen Krönung ich vermutlich nie vergessen werde:
Ich bekam ein Geschenk, das in seiner Schönheit so umwerfend war, dass ich nur noch sprachlos darnieder hockte und mir vor Rührung die Tränen in die Augen stiegen. Selbst jetzt noch, wenn ich nur dran denke. Es war so schön! Mein Geburtstagsgeschenk von Mutter Natur. Ich hab zum einen Angst, dass die Fotos davon enttäuschend sein könnten. Und zum anderen will ich dieses Erlebnis eigentlich mit niemandem teilen. Ich möchte es am liebsten so wie ich es erlebt habe in meinem Herzen einschließen. Damit es genau so bleibt, wie es ist und war. In meiner Erinnerung. Mein ganz spezielles Geburtstagsgeschenk!


 

Donnerstag, 14. Oktober 2004
Erleuchtung - I

Erkenntnisse können mitunter ziemlich erschrecken unnd einiges an Verwirrung hervorrufen. Denn sie kommen hin und wieder sehr unerwartet. Aus dem Hinterhalt sozusagen. So wie heute nachmittag, nicht allzulang vor Feierabend. Als ich bei lunally einen Beitrag las und einem geposteten link zu einer intensiven Diskussion folgte. (Meine Leser dürfen gerne erst diesen Artikel hier zu Ende lesen. Ich fasse das wichtigste von dort zusammen.)

Eigentlich war der Anlass für beide eine erschreckende Situation beim Einkaufen, als sie mit ansehen mussten, wie Mütter überaus unmöglich weil extrem genervt mit ihren Kindern umgingen und man nicht so recht wusste, ob und wie man eingreifen sollte. Die Diskussion hatte zu diesem Zeitpunkt 45 sehr vielseitige Kommentare, welche z. T. auch vom eigentlichen Thema abschweiften. Und genau diese abschweifenden waren es, die mein Inneres in ein heftiges Chaos stürzten. Chaos aus Gefühlen und Gedankenfetzen. Gedankenfetzen, die sich weder greifen noch zu Ende denken ließen, da sie pausenlos, ununtebrochen aus den vielfältigsten Ecken von Herz, Verstand, Seele, Erinnerungen etc. hereinströmten, so dass gar keine Zeit blieb, auch nur einen wirklich einzufangen.

Es ging im Grunde um Erziehung, Liebe und Verständnis. Darum, wie unmöglich kalt und lieblos manche Eltern ihre Kinder behandeln. Aber auch darum, warum diese Eltern sich vielleicht so verhalten. Wie sie vielleicht selber erzogen wurden oder aufgewachsen sind. Darum, wie in früheren Generationen erzogen wurde. Darum, dass Methoden von Erziehung und Gehorsam aus früherer Zeit eben nur langsam und in mehreren Generationen, in kleinen Stücken abzubauen sind. Dass Kinder nicht nur Erziehung sondern auch Liebe und Zuwendung brauchen. Dass sie Individuen sind und mit ihren eigenen Anlagen gefördert werden sollten, anstatt ein Teilstück der Eltern zu sein, den diese nach ihren Vorstellungen formen können. Und es ging auch darum, dass diese Kinder, die von ihren Eltern emotional misshandelt werden, erstaunlich viel Verständnis für Mutter und Vater zeigen.

Und so dauerte es nicht lange, bis meine Gedanken bei meiner eigenen Erziehung anlangten. Dort, wo meine Mutter früher statt Wärme, Trost und Verständnis ausschließlich schmerzlich-kalte, kluge Worte und Logik zu bieten hatte. Uns (meiner Schwester und mir) war immer klar, dass unsere Mutter zu Hause nie Liebe bekommen hatte und von daher vermutlich nicht wusste, wie sie uns diese geben sollte. Aber weh tat es trotzdem.
Auch ahne ich seit einiger Zeit, dass ich möglicherweise im Säuglingsalter aus dem Verlangen nach Wärme und Liebe geschrien habe, jedoch stattdessen die Brust bekam.
Immer wieder taucht ein Filmtitel auf: "Hunger - Sehnsucht nach Liebe". In dem ging es zwar um Bulimie, aber ich denke, der passt auch auf andere Essstörungen.
Dazwischen mengt sich immer wieder der in seiner Spaßigkeit unpassende, aber durch seinen extremen Wahrheitsgehalt wiederum überaus passende Spruch: "Die beste Erziehung taugt nix! Die Kinder machen ihren Eltern sowieso alles nach."

Und weiter purzeln die Gedanken. Fröhlich munter durcheinander. Überschlagen sich. Denn plötzlich tauchte in der Diskussion ein Pendant zu unserer lang gekannten Logik auf: Nicht nur Liebe geben kann/muss/sollte man durch die Eltern lernen, sondern auch sich lieben zu lassen, geliebt zu werden! Man lernt nicht nur, wie Liebe gegeben wird, wenn man sie von den Eltern bekommt, sondern auch wie man Liebe nimmt. Wie es ist, geliebt zu werden. Wie es sich anfühlt. Wie man es annimmt.

Booom. Das saß.

Könnte das der Grund sein, weshalb ich diese meine Beziehung so führe, wie sie ist? Dass ich seit einem Dutzend Jahren mich damit zufrieden gebe, nicht voll und ganz, mit Haut und Haaren, so wie ich bin geliebt zu werden??? Weil ich es gar nicht anders kenne? Und vielleicht daher auch unterbewusst gar nicht anders will? Dass es mir vielleicht Angst machen würde, weil es eine völlllllig neue Erfahrung wäre mit der ich gar nicht umgehen könnte, wenn es anders wäre?
Und könnte das genauso der Grund dafür sein, dass auch meine Schwester nie den richtigen findet, weil sie dadurch unwissentlich nach dem f-/F-alschen sucht? (Ganz abgesehen davon, dass sie anscheinend wirklich das Ungeliebte Kind (weil vom falschen Mann) war bzw. immernoch ist.) Sie und ich, wir haben nicht viel gemeinsam. Aber wir haben beide jeder einst einen Mann davon gejagt, der uns abgöttisch liebte. Das würde ich auch heute genauso wieder tun. Denn ich lass mich nicht auf einen Sockel heben und wie eine Heilige mit Ja und Amen anbeten!

Das war noch nicht alles, aber reicht erstmal.
Daher: tbc. Vielleicht.

Bin auf jeden Fall mal gespannt, was ich heut Nacht träume. Ich bin allerdings guter Dinge, dass es durch das Niederschreiben hier deutlich weniger chaotisch wird.


 

Dienstag, 4. Mai 2004
Auf der Suche

nach dem Ich, ohne zu wissen, was es ist.

Von jeamuc um 18:41h| Seelenkramereien | 0 Kommentare |comment

 

Montag, 26. April 2004
Selbst ausgrenzen oder ausgegrenzt sein?

Selbst ausgrenzen oder ausgegrenzt sein?

Heute besonders krass. Seit geraumer Zeit höre ich (zu), wie sich direkt nebenan - nur eine Wand trennt meinen Schreibtisch von meinen Kolleginnen, die nahe Tür ist immer offen - meine beiden Kolleginnen privat unterhalten. Ich verstehe fast jedes Wort, sitze aber natürlich außer Sicht- und Mitredeweite. Es sind Themen, die mich interessieren, zu denen ich der einen von beiden sowieso schon lange was erzählen wollte. Aber wenn, dann müsste ich extra nach nebenan gehen.

Das fühlt sich sowas von besch***** an! Alles mitzubekommen und doch nicht teilzunehmen. Im Prinzip dabei zu sein und doch auch wieder nicht. Und wenn ich eins der Themen später aufgreifen würde, käme ich mir vor, als hätte ich gelauscht. Oder wenn ich jetzt aufstehen und mit einsteigen würde ins Gespräch ... dito. Es ist ja auch nicht mein Gespräch, und ich hab ja auch zu tun, also halte ich mich brav zurück. Sie reden ja auch nur nebenbei, ich müsste das Gespräch - durch das Verlassen meines AP - zu meiner "Haupttätigkeit" machen.

Erschwerend kommt hinzu: Seit unserem internen Umzug sitzt auch mein direkter Vorgesetzter (unfreiwillig) mit denen im Zimmer, statt ein eigenes Büro zu haben, und redet auch privat mit. DAS HEISST erstens: Unsere gesamte Abteilung außer mir sitzt zusammen. Und zu mir kommt man nur, wenn es Jobs zu besprechen gibt. Mit mir wird - aus der Situation, nicht aus meiner Person heraus, da bin ich ziemlich sicher - nur dienstlich geredet. UND zweitens: mein Chef würde es natürlich auch noch bemerken, wenn ich nur zum Schwatzen ginge ...

Dass ich die einzige Ossi hier bin, macht das ganze Ausgegrenztgefühl auch nicht leichter. Fällt aber nur mit maximal 5 % ins Gewicht. Nur, die können genau der berühmte Tropfen sein, der meine Verfassung zum Kippen bringt. Ich komme eben aus einem anderen Land. Bin anders aufgewachsen. Anders erzogen. Hab eine ganz andere Vergangenheit, die so wie ich hier keiner kennt und nachvollziehen kann. Ich bin eben anders. Und will ja auch so bleiben wie ich bin.


Und die hören nicht auf zu schwatzen ...


Achja, und der eine der zzt. von denen da ist, mit denen ich jetzt zusammen sitze, der sitzt schräg hinter mir und arbeitet hochkonzentriert, schweigend in seinen Monitor vertieft. Viel zu sagen haben wir uns auch nicht wirklich. Fällt also unter ferner liefen.

Von jeamuc um 13:44h| Seelenkramereien | 0 Kommentare |comment

 

Samstag, 24. April 2004
Immer schön defensiv

und mich klein und nichtig fühlen.

Immer schön unterordnen. Zurückstecken. Sofort jede Kritik annehmen. Auf mich ziehen. Jedes kleinste (auch Nicht-)Signal als negativ, gegen mich werten. Die Antennen ständig auf Empfang. Ist da was? War da was? Wo ist der Beweis? Wetten, sie tuscheln hinter meinem Rücken?! Ausgegrenzt fühlen. Unbegründet? Grenz ich mich aus?

Andere im Gegenzug bewundern. Für ihre Freundschaften z. B. Oder nur für ihr privat-vertraulichen Gespräche in der Arbeit.

Neid? Eifersucht? Paranoia?

Meine Innenwelt hat sich hier ein Weilchen zurückgehalten. Ich glaub es ist mal wieder an der Zeit. Doch so schwierig in Worte zu fassen. Zu formulieren. Aber formulieren hilft auch beim klar werden.

Gute Nacht.