Montag, 26. April 2004
Selbst ausgrenzen oder ausgegrenzt sein?

Selbst ausgrenzen oder ausgegrenzt sein?

Heute besonders krass. Seit geraumer Zeit höre ich (zu), wie sich direkt nebenan - nur eine Wand trennt meinen Schreibtisch von meinen Kolleginnen, die nahe Tür ist immer offen - meine beiden Kolleginnen privat unterhalten. Ich verstehe fast jedes Wort, sitze aber natürlich außer Sicht- und Mitredeweite. Es sind Themen, die mich interessieren, zu denen ich der einen von beiden sowieso schon lange was erzählen wollte. Aber wenn, dann müsste ich extra nach nebenan gehen.

Das fühlt sich sowas von besch***** an! Alles mitzubekommen und doch nicht teilzunehmen. Im Prinzip dabei zu sein und doch auch wieder nicht. Und wenn ich eins der Themen später aufgreifen würde, käme ich mir vor, als hätte ich gelauscht. Oder wenn ich jetzt aufstehen und mit einsteigen würde ins Gespräch ... dito. Es ist ja auch nicht mein Gespräch, und ich hab ja auch zu tun, also halte ich mich brav zurück. Sie reden ja auch nur nebenbei, ich müsste das Gespräch - durch das Verlassen meines AP - zu meiner "Haupttätigkeit" machen.

Erschwerend kommt hinzu: Seit unserem internen Umzug sitzt auch mein direkter Vorgesetzter (unfreiwillig) mit denen im Zimmer, statt ein eigenes Büro zu haben, und redet auch privat mit. DAS HEISST erstens: Unsere gesamte Abteilung außer mir sitzt zusammen. Und zu mir kommt man nur, wenn es Jobs zu besprechen gibt. Mit mir wird - aus der Situation, nicht aus meiner Person heraus, da bin ich ziemlich sicher - nur dienstlich geredet. UND zweitens: mein Chef würde es natürlich auch noch bemerken, wenn ich nur zum Schwatzen ginge ...

Dass ich die einzige Ossi hier bin, macht das ganze Ausgegrenztgefühl auch nicht leichter. Fällt aber nur mit maximal 5 % ins Gewicht. Nur, die können genau der berühmte Tropfen sein, der meine Verfassung zum Kippen bringt. Ich komme eben aus einem anderen Land. Bin anders aufgewachsen. Anders erzogen. Hab eine ganz andere Vergangenheit, die so wie ich hier keiner kennt und nachvollziehen kann. Ich bin eben anders. Und will ja auch so bleiben wie ich bin.


Und die hören nicht auf zu schwatzen ...


Achja, und der eine der zzt. von denen da ist, mit denen ich jetzt zusammen sitze, der sitzt schräg hinter mir und arbeitet hochkonzentriert, schweigend in seinen Monitor vertieft. Viel zu sagen haben wir uns auch nicht wirklich. Fällt also unter ferner liefen.

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