Urlaubsbildern und von alten Wunden und neuen Blockaden
Teil I ... Dafür drängt sich etwas anderes in den Vordergrund. Vielleicht ist sogar das die Ursache gewesen. Etwas, das jedes Jahr um die selbe Zeit auftritt. Nunmehr das dritte Mal auch noch in verschärfter Form. Vielleicht ahne ich gar nicht, wie tief das noch sitzt. Aber dies ist ein Grund, warum es sich in mir sträubt, die Urlaubsbilder weiter zu sichten. Wir sind seit drei Wochen zurück und ich hab erst die Bilder der ersten fünf Tage gesichtet. Ich trau mich an diesen einen Tag nicht ran.
Hoch will ich leben
Irgendwann im Laufe der Jahre hörte ich auf, mir meien Geburtstag zu einem besonderen Tag zu machen, denn ich merkte, dass ich die einzige war, die dies tat. Und das fand ich nicht in Ordnung. Schließlich heißt es "Hoch soll sie leben"! Es ist mein besonderer Tag. Ich bin der Ehrengast. Eine E-Mail bekam ich "Lassen Sie sich so richtig verwoehnen und geniessen Sie diesen besonderen Tag in vollen Zuegen." Aber es gibt halt Menschen, die solche Dinge wie Geburtstage anders sehen. Die vielleicht denken: "Wir fahren doch jedes Jahr dazu in' Urlaub. Reicht das nicht?" Oder auch "Wir kaufen uns doch eh alles, was wir brauchen, wozu dann Geschenke am Geburtstag?" Und "Wo soll ich im Urlaub Blumen herbekommen? Und wozu, wenn wir jede Nacht woanders sind?" Und dann tun gerade solche E-Mails besonders weh.
Nein, das reicht mir nicht! Und es tut weh! Es tut weh, wenn mein Geburtstag einfach ein Tag wie jeder andere (Urlaubstag) ist.
Ich will keine großen Geschenke! Ich verlange an diesem Tag nicht mehr als ein wenig Aufmerksamkeit. Ein bisschen gefeiert werden. Weil ich doch Geburtstag habe! Ich will keinen riesigen Blumenstrauß! Nein! Natürlich ist das Quatsch im Urlaub. Aber ein kleines Blümchen vom Wegesrand hätte es auch getan. Einfach eine Geste ... Und auch nach dem Urlaub, dann, wenn es wieder Sinn macht, würde ich mich über Blümchen freuen.
Denn etwas vergessen oder keine Möglichkeit haben ist das eine - aber es nachzuholen statt ins Wasser fallen zu lassen, ist das andere. Und ein einst vergessener Geburtstag wäre halb so schlimm und nicht zum jeden weiteren Geburtstag und Urlaub überschattenden Trauma geworden, wenn es Bemühungen zur Wiedergutmachung gegeben hätte.
Nein, ein so früh wie möglich am Tag ins Ohr gehauchtes "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" - wenn die Ohren vielleicht sogar noch fast schlafen und man kaum versteht, ob da was war - und dann den ganzen Tag nichts weiter reicht mir nicht! Nur kann ich leider nicht verlangen: "Würdest du mich bitte jetzt hoch leben lassen!" Geschenke kann man schlecht einfordern. Und so werd ich wohl auch nextes Jahr wieder mit gemischten Gefühlen in den Urlaub fahren. Mal sehen, ob mir bis dahin noch was einfällt.
Und es gibt einen weiteren Grund, warum es sich in mir sträubt, die Urlaubsbilder weiter zu sichten. Wir sind seit drei Wochen zurück und ich hab erst die ersten fünf Tage geschafft. Ich trau mich an diesen einen Tag nicht ran. Obwohl oder gerade weil er an sich ein ganz besonders schöner war, dessen Krönung ich vermutlich nie vergessen werde:
Ich bekam ein Geschenk, das in seiner Schönheit so umwerfend war, dass ich nur noch sprachlos darnieder hockte und mir vor Rührung die Tränen in die Augen stiegen. Selbst jetzt noch, wenn ich nur dran denke. Es war so schön! Mein Geburtstagsgeschenk von Mutter Natur. Ich hab zum einen Angst, dass die Fotos davon enttäuschend sein könnten. Und zum anderen will ich dieses Erlebnis eigentlich mit niemandem teilen. Ich möchte es am liebsten so wie ich es erlebt habe in meinem Herzen einschließen. Damit es genau so bleibt, wie es ist und war. In meiner Erinnerung. Mein ganz spezielles Geburtstagsgeschenk!
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Es gibt auch Menschen, die können das gar nicht, den Tag für einen anderen zu etwas ganz Besornderem zu machen, noch dazu auf Kommando - ist schließlich termingebunden.
Oft habe ich den Eindruck, je länger man jemanden kennt, umso schwerer wird es, demjenigen eine echte Freude zu machen. Woran mag das liegen? Weil man glaubt, jeden Wunsch schon einmal erfüllt zu haben, sich dabei aber nicht vorstellen kann, dass dieses nicht zwangläufig einmalig sein muss, sondern auch in der Wiederholung noch Freude bereitet? Weil man denkt, sich jedesmal selbst toppen zu müssen und dabei die Kleinigkeiten völlig in Vergessenheit geraten?
Ich merke gerade, dass ich gar nicht wirklich auf das eingehe, was du schreibst. Das liegt vermutlich daran, dass ich selbst es tatsächlich verabscheue, wenn jemand meint, aus meinem Geburtstag einen besonderen Tag zu machen. Daher fällt es mir schwer, mich in deine Gedanken hineinzuversetzen. Und Beileidsbedunkungen liegen mir auch nicht, zumal sie nichts bringen, der Tag ist eh gelaufen. Aber wie so oft in letzter Zeit so jetzt auch bei euch bekomme ich den Eindruck, dass die Menschen sich zwar unterhalten, und auch übereinander, aber viel zu wenig miteinander reden, ihre Wünsche und Gedanken dem anderen gar nicht mehr mitteilen.
Was die Photos betrifft: Sie sind nur ein Abbild, eine Kopie des Originals und können daher niemals so schön sein. Du kannst den Augenblick nicht mit der Kamera einfangen, nur in deinem Kopf. Es wäre unfair, den emotionalen Moment rational an der Qualität der Kopien beurteilen zu wollen. Aber wenn du traurig bist, sind sie eine gute Unterstützung, dir diesen schönen Augenblick in Erinnerung zu rufen und noch einmal nachzuerleben - dabei spielt es keine Rolle, ob sie gut oder schlecht geworden sind.
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Zumal es mir sowieso schwer fällt, gewisse Wünsche zu äußern. Denn wenn mir jemand etwas tut, über das ich mich freuen würde, nur weil ich ihm das gesagt habe, glaube ich mich nicht mehr so wirklich freuen zu können. Dann kommt es nämlich nicht von ihm sondern von mir. Und dann kann ich es mir auch selbst tun ;o) Das Schöne an einer Freude ist doch, dass man merkt, dass der andere weiß, worüber man sich freut. Die Aufmerksamkeit des anderen.
Während ich deine Antwort nochmal lese fällt mir auf, dass ich ungeplant sogar auf deinen dritten Absatz eingegangen bin.
Aber zu dem zweiten Absatz - hab ich ne Anekdote, wie unglaubliche pragmatisch Männer sein können: Supermarkt. Gemeinsam an der Kasse stehend. Blümchen in der Kassenzone. Sie: Ohhh, Blümchen. Auffordernd, fragend, bittend leuchtende Augen bekommt. Er: Ach, die sind doch eh in ein paar Tagen verwelkt. ...
Holzklotz! Und ich glaube, er hätte nie ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich ihre Plümchen selber kauft. Sie würde eher skeptisch werden, wenn er mal welche mitbringt. Und doch kann sie sich über die selbstgekauften nie so richtig freuen, weil sie lieber welche von ihm hätte und ihre eigenen sie immer an den nicht erfüllten Wunsch erinnern.
Und zu guter Letzt: Natürlich sind die Fotos nicht so schön wie das Original geworden. Aber das macht mir nix aus. Ich hatte ja das Original. :o)))
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Aber ich verstehe dich gut, was das Äußern von Wünschen angeht. Man will überrascht werden ohne vorher explizit sagen zu müssen, worüber man freudig überrascht wäre. Ich kenne es zu genüge: Da erklärt man in einem ruhigen Moment, nachdem man endlich den richtigen Zeitpunkt gefunden hat, lang und breit, worüber man sich freuen würde, wodurch man angenehm überrascht wäre, zählt ein paar Dinge auf, gibt eindeutige Tipps - Und was passiert? Am nächsten Tag steht er mit einem Strauß Blumen vor dir, rundrum grinsend wie ein Schulkind vor lauter Stolz und kommt sich ungemein clever vor, dir endlich mal einen Wunsch von den Augen abgelesen zu haben. Natürlich versteht er kein bisschen, was daran nun falsch war und bringt nie wieder Blumen mit.
Ich glaube, Männer werden nie verstehen, was Frauen für Wünsche haben, und halten sie deswegen für so unglaublich kompliziert, obwohl es doch so einfach ist. Deswegen muss man sie von Zeit zu Zeit daran erinnern, und zwar ziemlich deutlich. (Sie hätte ihm an der Kasse klipp und klar sagen müssen, wie sehr sie sich trotzdem darüber freut.) Ansonsten hat man nur zwei Optionen: Entweder weiter suchen, ob es so einen von der Natur mit der Begabung Wünsche von den Augen abzulesen ausgestatteten Mr. Right gibt, ober fatalistisch hinnehmen, was man hat.
Ach ja, Supermarkt-Kassen-Blumen-Anekdote:
Meine Wenigkeit, meine Tochter und mein damaliger Freund an der überfüllten Kasse, Tochter entdeckt die Blumen und sagt zu ihm (ziemlich laut und vorwurfsvoll): "Du hast meiner Mutter schon ganz schön lange keine Blumen mehr geschenkt!" Er wird knallrot. Wirklich spannend aber die Gesichter der umstehenden Leute: Männer zwischen peinlich berührt (die Vorwürfe kenn ich) und sichtlich erleichtert (gut, dass sie mir grad nicht gemacht werden); Frauen zwischen hämisch (wenigstens geht es anderen auch nicht besser als mir) und mitfühlend (ich habe auch schon ewig keine mehr bekommen).
Wenn es sich lohnt, wenn er es dir wert ist, würde ich trotzdem nicht müde werden, meine Wünsche zu äußern. Irgendwann wird er schon gelernt haben, wie du tickst. ;-)
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Ja, ich bleib dran!
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