Donnerstag, 24. März 2005
Es war gut!

Es war gut.
Es war wichtig.
Es war richtig!

Heute morgen nahmen wir Abschied von unserem Tiger der sterblichen Hülle unseres Tigers.

Es war gut, ihn noch einmal so friedlich liegen zu sehen. So als würde er nur schlafen. Ihn noch einige Zeit streicheln zu können und ein paar Tränen rauszulassen. Noch ein letztes Mal einige Minuten mit uns und ihm allein zu sein. Richtig Abschied zu nehmen.

Beim Betreten vom “Raum der Stille” erschrak ich zuerst. Denn ich war nicht darauf eingerichtet, ihn schon von der Tür aus zu sehen. Aber dann, wie er so da lag, in diesem Karton – das liest sich vielleicht schlimm. Karton. Aber nein, er liebte ja Kartons! - sah er so friedlich aus. So als wenn die Menschen vom Krematorium gewusst hätten, dass er Kartons liebte. Und wie wir ihn kannten. Fast so, wie wir ihn in der Klinik verlassen hatten. Nur jetzt nicht mehr so leidenden Blickes. Und dass wir damals hofften, der Arzt würde uns morgens anrufen, dass er das Schwierigste geschaft hat.

Irgendwann klopfte es dann wie verabredet und der Tiger wurde mit seinem Karton hinaus gefahren. Auf einem Monitor konnten wir die Kremierung verfolgen. Wie sich die Luke öffnete, er hinein befördert wurde und nach einiger Zeit die Luke erneut geöffnet und die Asche heraus geholt wurde.

Dass unser Tiger Kartons liebte, bestärkte uns bei unserer Entscheidung für eine kompostierbare Kartonurne. Denn wir wollten ihn nicht auf ewig mit so’nem Schmuckdingens im Schrank stehen haben. Nein. Wir fuhren mit unserem Tiger zum nächsten Gartencenter. Ließen uns beraten (ohne zu sagen, was genau wir vor hatten) und kauften ein schnuckeliges kleines Mandelbäumchen. Dazu einen großen Pflanztopf, 70 Liter Erde (die bestimmt noch für ein paar Saisons Balkonkästen zusätzlich ausreicht) und eingiges an Dünger. Das alles zusammen wird morgen auf unserem Balkon die letzte Ruhestätte unseres geliebten Tigers werden.

So schleißt sich der Kreis. Er kam von einem Papier-Recycling-Hof zu uns, hatte ein hoffentlich schönes, wenn auch zu kurzes Leben und kehrt nun wieder im Karton in den Kreislauf zurück.

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