Montag, 22. Mai 2006
Denkanstoß

Und schon wieder hat mich ein Artikel im gedruckten National Geographic Magazin sehr nachdenklich gemacht: "Allergien: die moderne Epidemie".

Normalerweise hab ich's ja mit der Sichtweise der Medizin von heute nicht so. Weshalb ich medizinische Artikel eher ungern bis widerwillig lese. Doch irgendwie hat es auch dieser Redakteur mal wieder geschafft, mich festzuhalten, damit ich seinen Artikel bis zu Ende durchlese.

Nein, die medizinische Seite war es nicht, die mich festhielt. Darum gings auch irgendwie nicht vordergründig. Die Ansätze der Medizin wurden - für mein Empfinden - irgendwie beiläufig erwähnt und waren zwar z. T. wie erwartet herkömmlich aber z. T. auch erstaunlich neu. Denn man forscht neuerdings doch zunehmend dahin, wie man Allergien verhindern kann, anstatt sie zu bekämpfen. Aber wenn sie mal da sind, hat die herkömmliche Medizin ein Problem.

Was mich aber gänzlich aufrüttelte, waren meine eigenen Gedanken, nachdem der Artikel ein paar Tage in meinem Kopf nachgewirkt hatte:

Fakt: Allergien sind in den reichen westlichen Industrienationen mit guter medizinischer Versorgung wesentlich verbreiteter als in armen Ländern.

Fakt: Allergien sind eine Fehlfunktion des Immunsystems.

Meine These: Und nun überlegt doch mal, wie Ihr Mediziner das Immunsystem (im weitesten Sinne mal als Überbegriff hergenommen) behandelt habt, bevor es zur Allergie/den Allergien kam???

Sowie der Körper mal ein paar Symptome von irgendwas zeigt, wird gleich etwas
dagegen unternommen. Etwas dagegen eingenommen. Ein Gegenmittel. Gegen die Reaktion des Körpers/Immunsystems auf irgendetwas. Weil Ihr seit Beginn der Ausbreitung der heutigen Medizin vergessen habt, dass der Körper sehr wohl über Selbstheilungskräfte verfügt. Ihr Mediziner Euch über ihn stellt und ihn so unendlich bevormundet. Ihm nix zutraut. Weil ihr nicht glauben könnt oder wollt oder im entferntesten auf die Idee kämt, dass der Körper sich "etwas denkt bei dem, was er tut".
Normalerweise arbeitet das Immunsystem
für den Körper, in dem es sich befindet! (Klassisches Beispiel: Fieber. Jeder weiß mitlerweile, dass es eigentlich sinnvoll ist. Zum Abtöten der Eindringlinge. Aber trotzdem werden allzuoft Fiebermittel gegeben.) Aber Ihr könnt immer nur etwas dagegen tun.

Und dann wundert Ihr Euch, dass das Immunsystem irgendwann, nachdem es immer wieder mit Füßen getreten wurde, immer wieder in seiner Arbeit unterdrückt wurde, völlig durchknallt?

... comment

 
Ursachen
Mit der Industrialisierung eines Landes steigt der Prozentsatz der Betroffenen. In entlegenen Gebieten von Südamerika und Afrika treten diese Überempfindlichkeiten kaum auf.
(Aus dem Artikel im National Geographic)

Ich glaube, die Ursachen für die Allergien liegen hauptsächlich woanders, weniger in der Medizin, sondern in folgenden zwei Punkten:

Hierzulande ist es ausgesprochen schwierig Nahrung zu sich zu nehmen, die nicht in irgendeiner Form chemisch behandelt ist. Ob es nun gespritztes Obst und Gemüse ist, was-weiß-ich-wie behandelte Schweine, Rinder usw. oder gleich Laborfraß pur in Form von Fertigprodukten (Tütensuppen, Instantsoßen etc.). Darin sehe ich sogar den Hauptauslöser. Der Gedanken kam mir schon vor Jahren, nachdem ich erfuhr, dass der Hund meiner Großeltern allergisch auf Dosenfutter reagiert. In der Folgezeit hörte ich immer häufiger von Hunden und Katzen, die auf Futter allergisch reagieren.

Auslöser Nr. 2 ist der weit verbreitete Hygienefimmel. Sagrotan hier, Domestos da (auch wieder Chemie), Kinder dürfen sich nicht mehr schmutzig machen, haben oft gar keine Gelegenheit dazu, weil sie kaum rauskommen, und wenn, dann nicht selten streng kontrolliert: Geh da nicht dran, das ist igitt. Fass dies nicht an, das ist bah. Schon als Baby werden sie hermetisch gegen die Umwelt abgeschirmt, dürfen nicht zu viel Sonne und keinen Wind abbekommen und erst Recht nicht nass werden.

Eigentlich *abschweif* sind Babys ziemlich robust, insbesondere bei angepasster Kleindung wetterfest und für drinnen und draußen geeignet und vor allem abwaschbar. Sie sterben nicht, wenn sie Sand in den Mund nehmen, und werden auch nicht krank, wenn sie einen Hund streicheln. :-)

... link  

 
ja, natürlich! Diese Aspekte kommen mit hunderprozentiger Sicherheit auch dazu.

Zu einem sicherlich nahezu gleichbedeutenden Prozentsatz. Keine Frage. Ich sag nur “antibakterielle Müllbeutel” ... Aber ich sag entschieden auch. Wie es sicher noch andere Aspekte unseres hochzivilisierten Lebens gibt, die da mit reinspielen. Aber um die gings mir ja gar nicht. Ich war nur ein wenig selbst überrascht über meinen einen Gedanken zur Behandlung des Immunsystems vorher und dessen “Austicken” als Folge. Vor allem im Zusammenhang damit, dass ich meine Allergien im Zuge meiner ganzheitlichen Behandlung der letzten Jahre – m. E. als Nebeneffekt – zu 98% losgeworden bin. Das finde ich unglaublich erstaunlich. Denn aus schulmedizinischer und damit allgemeingesellschaftlicher Sicht muss man sich ja eigentlich damit abfinden, wenn man eine hat, und kann nur noch die Symptome lindern bzw. unterdrücken. Ich hab noch nie gehört, dass die Schulmedizin Allergien nachhaltig weggebracht hat. Im Gegenteil, es werden immer mehr.

... link  

 
Antibakterielle Müllbeutel
... lassen sich toppen: Neulich waren bei real,- laut Prospekt "antibakterielle Socken" im Angebot.

*grusel*

Eine Therapie zur Linderung oder gar "Heilung" der Allergie kennt die Schulmedizin auch: Hyposensibilisierung (http://www.netdoktor.de/allergie/hyposensibilisierung.htm). Aber ich kenne nur wenige Allergiker, die dies in Anspruch nehmen.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es heutzutage auch zum guten Ton gehört eine Allergie zu haben - ähnlich wie in Amiland die Psychotherapeuten, -analytiker und sonstige Couch-Fuzzis. Wenn man keine Allergie hat, ist man nicht "in".

... link  

 
Die Hyposensibilisierung
von der ich immer dachte, sie würde Hypersensibilisierung aber eigentlich/oder auch Desensibilisierung heißen, hab ich bewusst mal ausgelassen. Denn eine richtige Heilung ist sie m. E. nicht. Funktioniert nicht immer – wie z. B. bei mir damals – und muss soweit ich weiß (z. B. bei Pollenallergie jährlich? und vor der Saison) wohl wiederholt werden. Allenfalls als Strohhalm sehe ich sie für die Schulmedizin. Jedoch, wie kurz eingangs erwähnt, freue ich mich über die Ansätze, dass man anfängt, intensiver zu überlegen und zu forschen, wie Allergien verhindert statt bekämpft werden können. Ich kann Dir den Artikel gern mitbringen, wenn er Dich näher interessiert, als die gekürzte Webausgabe.

... link  

 
10 Jahre
Länger beobachtet man die Hyposensibilisierung nocht nicht. Und es gibt Leute, die über diesen Zeitraum allergiefrei sind. Meine Schwägerin (Pollenallergikerin mit verquollenen Augen, Asthma und allem, was dazugehört) hat das vor ... *grübel* ... acht Jahren zum ersten Mal gemacht. Im Folgejahr war der Heuschnupfen deutlich geringer als zuvor aber noch nicht ganz weg. Daher hat sie nochmal Spritzen bekommen und war die nächsten Jahre völlig beschwerdefrei. (Wie es heute ist, kann ich mangels Kontakt nicht sagen.)

Das war für mich bisher der einzige Grund mich mit dem Thema zu befassen. Meines Erachtens wird viel Hysterie darum gemacht, denn so Fälle wie J., die wirklich unter bestimmten Stoffen leiden, sind mir sonst nicht begegnet. Mein eigenes Immunsystem beschränkt sich darauf Nickel und Pflaster für lebensbedrohlich zu halten und mit juckenden Bläschen zu bekämpfen. Dies habe ich nicht nur ohne aufwendige Allergietests herausgefunden, sondern ertrage es auch ohne Medikamente oder Desensibilisierung. ;-)

Noch ein interessanter Beitrag zum Thema, inkl. Ost-West-Vergleich:
http://www.br-online.de/umwelt-gesundheit/thema/hausstaubmilben/milben-klima.xml

... link  


... comment