Montag, 29. Dezember 2003
Dies' Jahr wurde ich nicht krank.

Nein, meine seit Jahren regelmäßig an Heiligabend eintreffende Weihnachtsgrippe hat mich dieses Jahr verschont. Ich wurde bisher regelmäßig an Heiligabend krank. Mit Temperatur und körperlicher Schwäche, so dass ich eigentlich im Bett hätte bleiben müssen. Dieses Jahr war's anders. Und ich weiß, warum!

Wenn zwei innerlich sehr unsichere Leute unfreiwillig aufeinander treffen, miteinander auskommen müssen und Jahre lang immer nur Angst davor haben, etwas falsch zu machen, permanent überlegen, was der andere von einem erwartet, dadurch immer denken, alles falsch zu machen, jedes Wort des anderen auf die Goldwaage legen und falsch verstehen, weil einfach die Grundeinstellungen zu verschieden sind, dann kann es unter Umständen, wenn dann mal einer der beiden versucht aus dem Teufelskreis des in-sich-hinein-Fressens auszubrechen, dazu kommen, dass es eine zerstörerische Explosion gibt, nach der nur noch ein Haufen Schutt übrig bleibt.

So geschehen letztes Weihnachten. Ich versuchte vorsichtig zum ersten Mal, etwas aktuelles aus-/anzusprechen. Es war schon lange fällig, überhaupt mal zu reden. Aber es war viiiel zu spät. Es ergab einen vulkanartigen Megakrach, der nach diversen heftigen, teils unüberlegten weil sehr emotional geprägten Worten, einem getrennten Spaziergang beider Parteien, diversen Beteuerungen, dass ICH dieses Ende NICHT will, darin gipfelte, dass ich nicht mehr kommen brauche. SIE hat einfach dicht gemacht und wollte nicht mehr. Eben zu viel zu lange in sich reingefressen in den letzten Jahren.

Die böse (noch immer nicht offizielle!) Schwiegertochter braucht nicht mehr zu kommen.

Aus diesem Krach ging ich jedoch gestärkt heraus. Die Weihnachtsgrippe war fast im Keim erstickt und ich fühlte mich schon während des Spaziergangs plötzlich gesund, als könnte ich Bäume ausreißen. Und ich war so zuversichtlich, dass wir zu einem positiven Schluss kommen würden, denn es wurde endlich mal etwas ausgesprochen. Schade, dass nix mehr zu retten war.

Aber, auch wenn es sich immer mal wieder komisch anfühlt, es geht mir trotzdem SO wesentlich besser als vorher! Denn ich hab auch begriffen, dass meine alljährliche Weihnachtsgrippe aus der Angst vor IHR entstand.

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Und wie
hat sich das auf eure Whynachzbräuche ausgewirkt?
Feiert ihr jetzt getrennt? Er bei seinen, du bei deinen Eltern?
Ich würde es bei meinen Eltern jedenfalls auch nicht mehr aushalten. Schon sehr lange nicht mehr. Das letzte Mal war ich da Heiligabend 1988 oder so...

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Ja, so ähnlich
Heiligabend war eh immer getrennt. Am 25. fuhren wir zu seinen und am 26. zu meinen Eltern nochmal zusammen. Jetzt war ich die ganze Zeit bei meinen Eltern und er kam wie immer am 26.
Hab also mehr Zeit, mich mit meiner Mutter zu streiten und mich mit meinem Vater verständig anzuschauen ;o( Bemitleide meinen Vater hin und wieder im Stillen und staune, wie er so ruhig bleiben kann. Aber im Laufe der Tage konnte ich mich auch langsam drauf einstellen. Nur am Anfang hat's schon erstmal gerummst. Und vielleicht den Rest etwas überschattet. Aber es ging. Gab schlimmeres.

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oh wie ich das kenne
der große krach kam bei mir vor 2 jahren und seitdem gibt es keinen kontakt mehr zur "schwiegerfamilie" von meiner seite. ein grund warum ich glücklich bin nicht verheiratet zu sein. so ist es nicht wirklich "meine familie". und ich kann beruhigt meinen freund zu seiner familie schicken, ohne dass ich ein schlechtes gewissen zu haben brauche. und plötzlich fühlt man sich viel besser und "leichter". Juneau

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