Donnerstag, 17. Juni 2004
Gewitter

Wenn eine Schönwetterlage in sich zusammen fällt. So schnell, plötzlich und unerwartet, dass man es kaum begreift. Dann, ja dann kann man ziemlich verwirrt aufwachen und ein Weilchen wie bedeppert herumsitzen. Fassungslos in die Nacht starren und die Frische, Klarheit der Luft und Realität genießen, wieder ins Bettchen zurückkrabbeln und sich schutzsuchend an den Partner kuscheln.

Tolles Lebenszeichen das. Gestern.

Wir waren so an die fünfzig. In einem Raum ähnlich eines Uni-Hörsaals. Nur kleiner. So dass er mit uns recht ausgefüllt war. Die Aufgabe an alle war, unsere Vorstellungen von, Erwartungen an, Gedanken zu dem kommenden durch ein Bild darzustellen, völlig frei in Form, Farbe und Technik. Nachfolgend kam einer nach dem anderen dran, dieses Bild wiederum mit Worten beschrieben vorzutragen. Einer nach dem anderen. Und dann war plötzlich ich dran. Stille. Ich bekam kein Wort heraus. Wie zugeschnürt. Ich war wie erstarrt. Ganz innen drin. Wie ... - Niemals könnte ich das einfach so und locker wie die anderen vor allen öffentlich erzählen.

Er kam zu mir heran. Mit warmer Stimme und verständnis-, fast liebevollem Blick sprach er mich an, ging er auf mich ein, holte er mich zurück. Weckte mich auf. Taute mich auf. Und ganz zaghaft wurde ich in die Lage versetzt, es wenigstens ihm, jetzt und hier in einem Ansatz von "unter vier Augen" erzählen zu können. Nur die, die ganz in der Nähe saßen, konnten vielleicht mithören. Aber das war ok.

Ich fing an, mein Bild zu beschreiben. Und meine Gefühle. Gedanken. Geschichte zu dem Bild.

Ich erinnere mich verschwommen an dieses Bild. Ich erinnere mich an einen wunderschönen Sonnenuntergangshimmel. Das untere Drittel war irgendwas mit Gras. Aber das ganze Bild wurde unterhalb des Himmels sehr dunkel. Fast schwarz. Außenherum hatte ich ergänzende Worte geschrieben. Oben drüber normal, an den Seiten hochkant, und auch unten drunter, aber ich weiß nicht, ob normal oder auf Kopf.

Also erzählte ich vorsichtig - ich weiß nicht mehr was - ich weiß nur noch, dass ich plötzlich völlig verstört aufwachte. Ich glaube, als ich dem unteren, dunklen Bereich des Bildes näher kam. Kurzschluss. Overload. Sicherung zweckbestimmt durchgebrannt. Da muss etwas gewesen sein, was ich absolut nicht in der Lage war zu erzählen, ja nichtmal zu denken. Etwas, was nichtmal im Unterbewusstsein, im Traum denkbar ist. Und ich weiß nicht was. Und das macht mir Angst. Wiedermal. Aber stärker denn je. Denn so nah, so spürbar war dies noch nie.

Jetzt werde ich wohl erstmal raus gehen. Mich beruhigen. Ein bisschen weiterdenken. Ich weiß, da sind noch so ein paar Gedanekn, die das ganze relativieren. Ihm die Panik nehmen. Es objektivieren. Denn das niederzutippseln hat mich erneut sehr aufgewühlt. Und durch das nebenbei den ganzen Vormittag gekostet. Sich dadurch in die Länge gezogen. Eigentlich war heute früh alles wieder gut. Verflogen. Wie so vieles in den letzten Tagen. Schnell verarbeitet. Aber dies wollte nochmal raus. Und somit streu ich es jetzt in die Weiten des Internets.

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